(mro.ZHSV) Durch die geplante Öffnung der
Schiessanlagen am 11. Mai und die dadurch wieder möglichen (wenn auch
starken Beschränkung unterliegenden) Trainings im Schützenhaus hatte
sich der Zürcher Schiesssportverband ZHSV eigentlich dazu entschlossen,
keinen weiteren Fern-/Heimwettkampf durchzuführen. Aufgrund der starken
Nachfrage wurde dieser Entscheid aber überdacht und so wurde vom 06.-10.
Mai der 4. Zürcher Fern-/Heimwettkampf ausgetragen, bei dem die
Schützinnen und Schützen ihr Wettkampf-Programm von zuhause aus (mittels
elektronischer Treffererkennung SCATT; siehe Kasten) zu absolvieren
hatten.
Der Wettkampf wurde
wiederum auch von internationalen Sportlern absolviert. 96 Athletinnen
und Athleten aus 6 Ländern (Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien,
Estland, Ukraine) liessen sich in die Startlisten eintragen und
lieferten sich einen spannenden Wettkampf - mit teilweise sehr hochstehenden Resultaten. Es wurden wiederum die Disziplinen Gewehr (71
Starts), Pistole (21 Starts) und Armbrust (4 Starts) angeboten.
Das wären Schweizer
Rekorde gewesen
Die Königsdisziplin
Gewehr 50m / 3-Stellung (kniend/liegend/stehend) wurde von Lars Färber
(Felsberg) kontrolliert, der mit 1190 Punkten ein phänomenales Resultat
erzielte. Der aktuelle Schweizer Rekord (regulärer Wettkampf) bei den
Männern liegt bei 1188 Punkten und wäre damit durch Färber deutlich
übertroffen worden. Und auch der zweite Platz, den Silvia Guignard
(Zürich) für sich beanspruchte, hätte zu einem Schweizer Rekord
(Frauen), der derzeit bei 1184 Punkten liegt, ausgereicht. Den dritten
Schlussrang erreichte Joëlle Baumgartner (Embrach), die mit 1171 Punkten
ein ebenfalls ansprechendes Resultat vorzuweisen hatte.
Lars Färber (Felsberg)
erzielte quasi neuen Schweizer Rekord in der Königsdisziplin Gewehr
50m/3-Stellung.
Im Luftgewehr-Wettbewerb
konnte Silvia Guignard (Zürich) mit einem überragenden Resultat
aufwarten und den Wettkampf vor Lars Färber (Felsberg) und Petra
Lustenberger (Rothenburg) verdient für sich entscheiden. Die 632.2
Wertungspunkte von Guignard wären in einem regulären Wettkampf neuer
Schweizer Damen-Rekord (aktueller SR: 631.1 Punkte) gewesen.
Liess der Konkurrenz keine
Chance im Gewehrwettkampf 10m/stehend: Silvia Guignard (Zürich).
Auch im Gewehr
50m/Liegendmatch wurde die Schweizer Rekordmarke übertroffen. Die
Juniorin Michèle Bertschi (Bubendorf) erzielte hervorragende 630.5
Punkte - und hätte damit den SR, der aktuell bei 627.0 Punkten liegt
deutlich geknackt. Damit liess das Nachwuchstalent aus Bubendorf der
Konkurrenz keine Chance und verwies Svetlana Boikova (UKR) und Torsten
Klauer (GER) auf die Ehrenplätze.
Selbstverständlich können
diese sensationellen Resultate nicht als Schweizer Rekorde gewertet
werden. Aber der Vergleich zeigt auf, auf welch hohem Niveau der
Wettkampf ausgetragen wurde. Und so darf man mit Spannung den ersten
Resultaten, die ab dem 11. Mai auf den Schiessanlagen geschossen werden
dürfen, entgegen sehen.
Jakob Progsch dominiert
erneut
Wie schon im letzten
Wettkampf gab Jakob Progsch (Glattpark Opfikon) auch im 4. Zürcher
Wettkampf das Heft bei den Pistolenschützen auf die 10m-Distanz nicht
aus der Hand. Mit 569 Punkten durfte er verdient den obersten
(virtuellen) Podestplatz für sich behaupten und Josef Kläger (Balgach)
und Sandra Stark (Eschlikon) hinter sich lassen.
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Teilnehmerzahl
zufriedenstellend
Mit den gesamthaft 96
Starts (über alle Disziplinen) konnte die hohe Teilnehmerzahl des 3.
Zürcher Wettkampfs nicht übertroffen werden. Die Zielsetzung der
Organisatoren war klar: Nach den 97 Starts im letzten Wettkampf wollte
man die 100er-Grenze knacken. «Eigentlich haben wir aufgrund der grossen
Nachfrage mit mehr Teilnehmern - vor allem mit weiteren Teilnehmern aus
der Schweiz - gerechnet.» meinte der Wettkampfleiter Alain Guignard
(Zürich). «Aber vermutlich hat uns das schöne Wetter einen Strich durch
die Rechnung gemacht.» Dennoch zeigt sich Guignard zufrieden mit den
Wettkampfauswertungen. «Uns war wichtig, den Sportlerinnen und Sportlern
auch in der Zeit des Lockdowns eine Möglichkeiten anzubieten, sich auf
die Zeit "nach COVID-19" vorzubereiten, sich mit anderen Sportlern
messen zu können und gleichzeitig eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung
in der Zeit, in der wir alle zuhause bleiben mussten, zu haben.»
Sechs Disziplinen
absolviert
Besonders erwähnenswert
ist die Teilnahme von Joëlle Baumgartner (Embrach), die als einzige
Teilnehmerin sechs Disziplinen absolvierte. Die amtierende Weltmeisterin
Armbrust 30m zeigte ihr Können in den Disziplinen Gewehr 10m/stehend,
Gewehr 50m/Liegendmatch, Gewehr 50m/3-Stellungsmatch, Armbrust
10m/stehend, Armbrust 30m/stehend und Armbrust 30m/kniend.
In sechs Disziplinen am
Start: Joëlle Baumgartner (Embrach).
Blick nach vorn
Die ganze Schützenfamilie
schaut - wie die Sportler der anderen Sportarten auch - nun
zuversichtlich in die Zukunft. Die Sportverbände haben ihre
Schutzkonzepte erstellt und prüfen lassen und basierend auf diesen
Schutzkonzepten dürfen die Sportanlagen ihren Betrieb (wenn auch mit
Einschränkungen) nun wieder aufnehmen. Mit den Worten: «Es hat Spass
gemacht, den Wettkampf zu organisieren und durchzuführen. Aber nun
gehört dies der Vergangenheit an und wir konzentrieren uns wieder auf
unsere Trainings und Wettkämpfe im "scharfen Schuss".» konnte Guignard
das Kapitel Zürcher Heim-/Fernwettkampf hoffentlich endgültig
abschliessen.
Daumen hoch für die
Sportler
Ein spezieller Dank geht
an die Teilnehmer. Die Zuversicht, dass es mit dem Sport schon bald
weiter geht und das Engagement an einem Wettkampf teilzunehmen (an dem
keine Titel zu gewinnen sind), weiter zu trainieren und gleichzeitig
diszipliniert den "Stay at Home" Vorgaben zu folgen, spricht für die
Athletinnen und Athleten. Daumen hoch für alle Sportlerinnen und
Sportler! Ihr Kampfgeist, dem COVID-19 Virus die Stirn zu bieten, ist
vorbildlich.
Was ist SCATT?
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SCATT ist ein
Trainingsgerät für verschiedene Schiesssport-Disziplinen, mit dem
elektronisch und ohne Projektil realitätsnah trainiert werden kann.
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Im Sensor, der auf dem
Sportgerät (Gewehr, Pistole) angebracht wird, ist eine
spezialisierte Hochgeschwindigkeits-Kamera samt
Auswertungselektronik untergebracht. Mit dieser Kamera wird das Bild
der Scheibe erkannt, welches aus einem runden, schwarzen Kreis auf
hellem Hintergrund bestehen muss. Aus der sichtbaren Grösse des
Kreises wird die Bewegung mit dem Sportgerät im richtigen Verhältnis
berechnet. Eine verstellbare Optik stellt sicher, dass die Kamera
auf die reale Distanz scharf sieht, analog der Fokus-Verstellung bei
einer Fotokamera.
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Im
Gerät ist ein Erschütterungssensor enthalten, welcher den
Auslösevorgang vom Sportgerät erkennt. Mit einem USB-Kabel wird der
Sensor mit einem Windows-PC verbunden, welcher die Auswertung der
Bewegung mittels der SCATT-Software vornimmt. |
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