Wenn die
Zürcher Stadtschützen zum „Hammelessen“ einladen, bleibt im Lokal kein Platz
leer. So auch zum Beginn des neuen Schützenjahres 2020, als Obmann Andres
Türler in der Schützenstube (früher Uertenstube) der aufgefrischten
Lokalität im Gasthof Albisgütli rund 100 Würdenträger aus Politik,
Wirtschaft, Militär, Verbänden, Vereinen, Zünften sowie verdiente
Gesellschafter und das Jodlersextett des „Turnvereins Alte Sektion Zürich“
begrüsste.
Werner
Hirt
Beim
traditionellen Stadtschützenanlass “Hammel“, der Affiche welche dem
gesellig-unterhaltsamen Anlass den Namen gibt, herrschte unter der bunt
zusammen-gewürfelten Schar Ehrengäste wie gewohnt eine heiter-fröhliche
Stimmung.
Es war heuer
vieles neu oder zumindest anders gegenüber der letzten Jahre. Neu war der
Gesellschafts-Obmann, neu war die Lokalität (ohne die Gewehrsammlung), neu
war der Pächter des Restaurants (Peter und Bastian Eltschinger, Remimag AG),
und neu war die Küchencrew. Krankheitshalber fehlte Barbara Brägger die neue
Stubenwirtin. Geblieben indessen blieb die lockere Stimmung unter der
grossen Gästeschar, geblieben war die Menuefolge mit den kulinarischen
Leckerbissen, geblieben waren die zum Teil humorigen Tischreden und
geblieben waren, zur weiteren Auflockerung, die hervorragenden Auftritte des
Jodlersextetts mit den heiteren Liedervorträgen.
Gelebte
Tradition
Auch der
neueste „Hammel“ büsste nichts von seiner gelebten Tradition und Popularität
ein. Er dient überdies auch zu Festigung der freundschaftlichen Bande unter
Gleichgesinnten und gehört seit jeher zum festen Bestandteil der
traditionellen Gesellschaftsanlässe der Zürcher Stadtschützen.
Der Brauch geht
auf das Jahr 1917 zurück. Damals mussten die Pächter des Schiessgeländes den
Zins für die Abweidung mit einem Hammel abgelten. Schon lange sind die
„Hammel“ aber keine Pachtzins-Einnahme mehr sondern werden heute von
privater Seite gespendet. Weil heuer ein „Hammelspender“ fehlte, musste die
Gesellschaft dafür einspringen.
Die
Ehrengäste
Aus der langen
Liste der Ehrengäste des schützen-gesellschaftlichen Ereignisses konnte
Stadtschützenobmann Andres Türler wie gewohnt auch zahlreiche „Prominenz“
besonders willkommen heissen. An der politischen Spitze Regierungsrätin Dr.
Silvia Steiner, Stadtrat Michael Baumer sowie Dieter Kläy (Kantonsrats-) und
Heinz Schatt (Gemeinderatspräsident). Weiters vom Militär Divisionär Rolf
André Siegenthaler, Katrin Stucki, Chefin SAT (Schiessen und
ausserdienstliche Tätigkeit im VBS) und Thomas Bär (Chef Amt für Militär und
Zivilschutz) sowie die beiden SGZ-Ehrenobmänner Peter Frei und Michael
Bloch. Von der Verbandsleitung des Schweizer Schiesssportverbandes (SSV) war
Präsident Luca Filippini und vom Zürcher Verband (ZHSV) Präsident Heinz
Meili präsent. Auch wenn sie nicht zur erklärten und speziell vorgestellten
Prominenz zählten, gehörten alle weiteren „Hammelesser“ ebenso zum grossen
Kreis der Ehrengäste.
Die
Tischreden
Neben den
kulinarischen Genüssen gehörten gewohnheitsgemäss auch Tischreden zum
Programm der „Hammelverspeisung“. Obmann Andres Türler kündigte jeweils die
Redner, mit deren bisherigen Karrieren, ausgedehnt und mit Bonmots gespickt
an.
Regierungsrat-Vizepräsidentin Dr. Silvia Steiner freute sich, als Gast beim
Hammelessen dabei zu sein. Wie man wisse sei sie selber eine passionierte
Schützin und schiesse gerne, wenn auch nicht besonders gut. Ihr persönliches
Motto sei ganz einfach: „Wer immer ins Schwarze trifft ist nur zu faul zum
Zittern“, womit sie Szenenapplaus einheimste. Anders die Schützinnen und
Schützen der Schützengesellschaft der Stadt Zürich, sie träfen immer ins
Schwarze, realisieren beachtliche Erfolge an Wettkämpfen und organisieren
seit über 100 Jahre das Zürcher Knabenschiessen mit rund 4‘500 Jugendlichen
und gegen eine Million Festbesucher. Schliesslich fand sie auch noch einige
anerkennende Worte aber auch einige „Giftpfeilchen“ an die Adresse von
Divisionär Rolf André Siegenthaler. Abschliessend zählte sie die drei
gefährlichsten Dinge im Militär auf: Erstens: Ein Fourier mit einer Pistole.
Zweitens: Der Zugführer mit einer Karte. Drittens: Ein höherer Stabsoffizier
mit einer guten Idee.
Divisionär Rolf
André Siegenthaler, der vom Ehrengesellschafter zum Vertreter der Armee und
damit zum Tischredner avancierte, meinte eingangs seiner Grussbotschaft,
dass es auf die zugewiesene Rollen-Definition ankomme. Als Zunftmeister
müsse er für’s Essen und Trinken eine Rede halten und die Gastgeber mit
witzigen Sprüche auf die Rolle schieben. Dann hätte er aber ein farbiges
Gewand oder einen dunklen Anzug an und nicht die Uniform. Schliesslich
überbrachte er als Stellvertreter vom Chef Kommando Operationen die Grüsse
vom Chef der Armee und von der Armeeführung. Er informierte konzentriert
über die aktuelle Lage betreffend der WEA, der Armeebestände und der
Flugzeugschaffung. Schliesslich sei es ihm ganz wichtig ausdrücklich
festzuhalten dass die Armee die Schützen brauche.
Auch Stadtrat
Michael Baumer freute es, dass bei den Zürcher Stadtschützen Traditionen
hochgehalten werden. Die Durchführung des Knabenschiessen strahle weit über
Stadt und Kanton hinaus und verbinde Menschen und Generationen. Weiter sagte
er in seinem Statement dass man sich heute mehr um die Selbstvermarktung,
denn auf das Gemeinsame kümmere. Er ist aber zuversichtlich: „Die
Emotionalität besteht auf jeden Fall weiter. Bekanntlich hat der Stadtrat
für das Triemlispital 176 Millionen abgeschrieben. Im Gemeinderat wurde das
mit keinem Wort erwähnt. Dafür hat man rund anderthalb Stunden über den
Schiessplatz Hasenrain gestritten. Das nenne ich mal eine gelungene
Priorisierung“. Man könne an der Akzeptanz noch etwas weiter feilen: „Im
Rahmen des Lärmschutzes empfehle ich nur noch mit Tempo 30 zu schiessen,
dann wird alles bewilligt“.
Der
Viergänger
Um bei den
kulinarischen Leckerbissen mithalten zu können braucht es einen „gesunden“
Appetit. Zusammen mit dem Dessert standen insgesamt vier Gänge auf dem
Menueplan. Von Irish Stew, Lammkotelettes und –Chops, Lammkeule provençale,
Kartoffelgratin und Bohnen, Zimtglace mit Zwetschgen bis zum Abschluss
kaltes geräuchtes Lamm mit Zwiebelringen und Sauce Vinaigrette.
Dass man nach
dem „Hammel“ zu Hause die Kleider auf dem Balkon ausziehen müsse, ist längst
„Schnee von gestern“. Die Kunst der Küchenchefs ist heute derart ausgereift,
dass keine „üblen“ Dünste mehr haften bleiben, abgesehen vielleicht beim
abschliessend „Geräuchten“ mit der Sauce Vinaigrette und den Zwiebelringen.
Bis im nächsten Jahr ist aber alles wieder „verraucht“. |
Obmann und Hammelredner (vl) Michael Baumer (Stadtrat), Dr. Silvia Steiner
(Regierungsrätin), Andres Türler (Obmann), Divisionär Rolf André Siegenthaler
(Vertreter Armee).
Jodler-Sextett mit Obmann Andres Türler.
Frauen am Hammel. (vl) Heidi Bowalle (Verdiensturkunde), Céline Frei (SM
Pistole), Susi Braun (Verdiensturkunde), Caroline Weber (Stadtschützen Luzern),
Katrin Stucki (Chefin Schiessen ausser Dienst), Dr. Silvia Steiner
(Regierungsrätin), Margrit Hauser (Hohe Fraumünster Frau). Auf dem Bild fehlt
Denise Glarner (SG Lenzburg).
Eidg. Schiessoffiziere mit SAT-Chefin. (vl) Franz Walker, Gerhard Gräzer, Heinz
Eng, Bernhard Fuchs, Katrin Stucki.
Am Bankett (vl) Urs Hürlimann (Morgarten-Präsident), Dieter Kläy (Präsident
Kantonsrat), Heinz Schatt (Präsident Gemeinderat).
Bis auf den letzten Platz besetzt.
Apéro im Foyer.
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